Andrea Zielke

Offene Türen


Aller guten Dinge sind drei. Genau das trifft auf das ehrenamtliche Engagement von Andrea Zielke-Nadkarni zu. Seit ca. fünf Jahren ist sie in drei unterschiedlichen Vereinen tätig, bei zweien davon sogar Vorsitzende. Sie ist heute dort, wo sie schon vor 30 Jahren hin wollte, nämlich in der Entwicklungshilfe. Nach einem Aufenthalt in Kenia war Andrea Zielke-Nadkarni zwar über die vorhandene Armut bestürzt, aber auf keinen Fall versteinert. Sie wusste von der lokalen Organisation ‚Mama na Dada Africa‘ (Mütter und Schwestern), die vor allem Kinder und Frauen unterstützt.

Andrea Zielke-Nadkarni war beeindruckt von den Ideen und der Willenskraft der Leiterin vor Ort und war sich schnell darüber im Klaren, dass es eigentlich nur an Einem mangelte: den fi nanziellen Mitteln. Um den Menschen in Kenia wirklich zu helfen und Projekte umzusetzen, gründete sie den Aktivkreis Kenia e.V. (AKK). Der Verein unterstützt das Fischerdorf Kunya, das direkt am Viktoriasee liegt. In den letzten Jahren hat der Verein dazu beigetragen, dass rund 50 Dorfkinder aus verarmten Familien oder AIDS-Waisen täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden, eine Schuluniform erhielten und dadurch einen Zugang zum Bildungssystem bekamen. Weitere Projekte verhelfen Mädchen zu einer Schneiderausbildung, und Mama na Dada setzte sich auch dafür ein, dass das Dorf mit sauberem Wasser versorgt wird. Auch Andrea Zielke-Nadkarnis Engagement beim Niger Aktiv Kreis e.V. zielt auf die konkrete Unterstützung von Kindern und Jugendlichen ab. Die Annahme, dass jede Schule eine Toilette für die Schüler bereitstellen muss, „klingt für uns wie eine Selbstverständlichkeit, die jedoch im Niger nicht flächendeckend gegeben ist“, sagt sie. Die Einrichtung von Toiletten an Schulen hat die Schülerzahlen erhöht und die Kontinuität des Schulbesuchs gesteigert, weil Schüler nun nicht mehr kilometerweit nach Hause laufen müssen, um zur Toilette zu gehen. Die Qualität der Bildung ist damit gestiegen. „Ich wollte eigentlich schon immer in die Entwicklungshilfe, aber mein Leben ist einfach anders verlaufen und erst jetzt bin ich dort, wo ich seit 30 Jahren hin wollte.“ In den letzten Jahren konnte das Projekt dank einer geglückten Antragsstellung für Bundesmittel erweitert werden und weitere Schulen wurden ausgestattet. Fast zeitgleich mit der Gründung des Kenia Aktivkreises e.V. gelangte Andrea Zielke-Nadkarni zu ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Jugendtheater Werkstatt e.V.. Durch die Aktivität ihres Sohnes bei Cactus Junges Theater erkannte sie, wie wertvoll und wichtig die Unterstützung von jungen Menschen in Deutschland ist, auch wenn deren Grundbedürfnisse größtenteils gestillt sind. „Dort besteht ein sehr gesunder Mix, denn es treff en Jugendliche aus unterschiedlichen Kulturen mit diversen Biografien und Schulformen aufeinander und arbeiten gemeinsam ca. ein Jahr an einem Theaterprojekt“, erzählt sie. Diese Zeit ist geprägt von Höhen und Tiefen, von Stärken und Schwächen, von Anstrengung und Spaß. Doch es ist genau das, was die Jugendlichen zu einer Gruppe zusammenwachsen lässt. Sie verfassen eigene Texte, lernen sich zu präsentieren, ihre Stärken zu nutzen und entwickeln sich persönlich weiter. Auch wenn vor allem die Jugendlichen im ‚Rampenlicht‘ stehen, wären solche Projekte ohne rechtliche, finanzielle und persönliche Unterstützung unmöglich. Diesen Beitrag leistet neben der künstlerischen Leitung der Verein hinter der Bühne, sodass die jungen Menschen auch individuell und passend zu ihren Bedürfnissen gefördert werden. Die Arbeit zahlt sich aus, denn die Jugendlichen am Ende strahlend vor ihrem Applaus stehen zu sehen, macht Andrea Zielke-Nadkarni besonders glücklich. In der Vergangenheit hat sie auf Initiative der künstlerischen Leiterin Barbara Kemmler zusammen mit ihr eine Projektkooperation zwischen dem Jugendtheater und dem Aktivkreis Kenia e.V. realisiert. So reisten im März 2014 Barbara Kemmler und ein jugendlicher Schauspieler aus Münster mit kenianischen Wurzeln zu einem Theaterworkshop drei Wochen nach Kenia.  Auch wenn Andrea Zielke-Nadkarnis Tätigkeiten verschiedene Formen annehmen und zum Teil auf einem anderen Kontinent ihre Umsetzung finden, so haben alle Projekte gemeinsam, dass sie den Menschen neue Türen öffnen. Erst durch die tatkräftige Unterstützung wird ihnen die Möglichkeit gegeben, sich individuell zu entfalten und miteinander zu wachsen. Persönlich sieht sie den größten Erfolg ihrer Arbeit an der Entwicklung der einzelnen Kinder und deren leuchtenden, von Glück erfüllten Augen. „Ich bin Eine unter Vielen“, äußert sie sich bezüglich ihres Ehrenamts, „denn die Projekte funktionieren nur, wenn Jeder seinen Beitrag leistet, um das angestrebte Ziel zu erreichen.“

Julia Minner