Ina Zinzius

„Jeder soll die Natur kennen- und lieben lernen“


„Der Wald bietet eine Vielzahl von Anregungen und Eindrücken“, da ist sich Ina Zinzius, Geschäftsführerin der Waldschule Münsterland sicher. Das Problem: In der städtischen Kindheit kommt das Spielen im Freien zu kurz. Den Kindern, und zunehmend auch ihren Erziehern, fehlt das Verständnis für die Natur. Als ihre Kinder ins Schulalter kamen, bemerkte die Münsteranerin, dass das Aufhalten im Freien neben der Schule zu kurz kommt. Kurzerhand beschloss sie deshalb vor knapp 18 Jahren, sich zu engagieren. Die Waldschule Münsterland e.V., ursprünglich als Försterinitiative gegründet, begann ihre Arbeit. Bis heute ist sie mit vollem Elan dabei und hat auch für sich selbst Einiges aus der Arbeit mitgenommen.

„Es ist wunderbar, was ich jetzt alles weiß“, strahlt sie.  Im Mittelpunkt des Vereins stehen die Kinder, aber auch Führungen für Erwachsene werden angeboten. Der Wald des direkten Lebensumfeldes soll in den Fokus der Menschen gerückt werden und möglichst dauerhaft in ihrem Herzen verankert werden. Sehen, fühlen, riechen, alle Sinne werden bei den Ausflügen mit Ina Zinzius in den Wald angesprochen. Das Programm ist vielfältig. Den Kindergeburtstag im Wald feiern, als Waldforscher unterwegs sein, Geocaching, mehr über die Welt der Pilze lernen, sich als Steinzeitjäger ausprobieren, all das ist mit der Waldschule Münsterland möglich. „Die Natur kennen- und lieben lernen“ ist Ina Zinzius‘ Hauptanliegen. Denn nur, wer die Natur kennt und mit ihr umzugehen weiß, ist in der Lage, sie aus eigenem Antrieb zu schützen, ist die gelernte Gärtnerin überzeugt.  Aufgewachsen ist Ina Zinzius auf einem Bauernhof. Ihre Kindheit hat sie in der Natur verbracht und sich schon früh Wissen angeeignet. Ihre Leidenschaft machte sie sich zum Beruf und wurde Gärtnerin. Viel Zeit und Mühen investiert die Münsteranerin auch ehrenamtlich in den Verein. „Am liebsten würde ich sie alle auff ordern raus zu gehen“, strahlt sie. Kaum jemand kennt sich in Münsters Wäldern besser aus. Auch wenn ihr Engagement viel Zeit kostet, würde die Münsteranerin sich immer wieder dafür entscheiden. In der Natur arbeiten und anderen die Freude daran zu vermitteln, das ist Motivation genug. Die Waldschule versteht sich als Rucksackschule. Besucht wird der Wald vor der eigenen Haustür, im eigenen Umfeld. Das ist Ina Zinzius besonders wichtig. Im Wald können sich die Kinder frei bewegen. Dennoch muss sich an Regeln gehalten werden. Statt mit Stöcken zu schmeißen, werden diese als Material für den Bau eines Waldsofas genutzt. Hier werden die Waldregeln abgeklärt. Tiere und Pfl anzen müssen geschützt, Gefahren bewusst gemacht werden, der Müll wird wieder mitgenommen und die Smartphones bleiben natürlich in der Tasche. Sich statt auf das Smartphone auf die Eindrücke des Waldes einzulassen, das steht im Mittelpunkt. „Niemand, der mit mir im Wald war, wird je wieder Müll im Wald liegen lassen“, ist Ina Zinzius überzeugt. Die Konsequenzen für die Natur hat sie ihren Gruppen dafür zu deutlich gemacht. Anfangs war es eine Herausforderung für Ina Zinzius und ihr Team, die Interessen der verschiedenen Altersgruppen zu treffen. Auch wenn es der Name anders vermuten lässt, der Besuch im Wald soll nicht schulisch aufgezogen werden. Klettern, schnitzen, matschen - der Umgang mit den Naturmaterialien ist es, der die Kinder interessiert. „Wenn Kinder in den Wald kommen, haben sie direkt einen Stock in der Hand“, lacht Ina Zinzius. Spielerisch wird hierbei auch Fachwissen vermittelt. „Wir wollen die Natur begreifl ich machen.“ „Die Kinder verlieren sich in der Natur.“ Immer wieder würde Ina Zinzius sich engagieren. „Das Schönste ist, wenn man merkt, dass die Kinder die Zeit vergessen.“ Zu beobachten wie die Kinder sich stundenlang alleine beschäftigen und Verständnis für Tiere und Pfl anzen entwickeln, ersetzt alle Mühen. „Die Kinder verlieren sich in der Natur“, lächelt Ina Zinzius. Oft ist es ganz einfach, den Kindern die Natur nahe zu bringen.

Maike Bäumer