Steffi Stephan


Steffi Stephan hat in seinem Leben schon viel erreicht. Viel mit Talent. Viel mit Glück. Und genau dieses Bewusstsein begleitet ihn jeden Tag. Wieso also nicht etwas zurückgeben?

„Ich bin so erzogen worden,“ stellt Stephan mit einem nüchternen Schulterzucken zu seinem Engagement fest. Es ist für ihn einfach selbstverständlich, andere an dem Glück, das er selbst gehabt hat, teilhaben zu lassen. „Für mich hat das auch ganz viel mit Herzblut zu tun.“

 

Wie es ist, anderen zu helfen, erfährt Stephan, der eigentlich Karl Georg heißt, schon früh. Bereits zu Kindestagen schickt seine Mutter an Weihnachten seine Schwestern los, Obdachlose mit nach Hause zu bringen. Den Gedanken, dass Menschen an Weihnachten immer einen Platz haben sollen, wo sie unterkommen können, verfolgt Stephan selbst heute noch mit der „Scheinheiligen Nacht“ im Jovel.

Das, was er von seiner Familie mitgegeben bekommen hat, versucht er auch selber an seinen Sohn Marvin Lindenberg weiterzugeben. Seit nun über 20 Jahren bilden Vater und Sohn ein Team – sei es zum Eurocityfest 2011, dem Münsteraner Stadtfest, oder für den gemeinsamen Club Jovel und somit auch für das Engagement für den musikalischen Nachwuchs.

Anfang der 80er Jahre lässt der damalige Stadtdirektor Janssenanklingen, dass er sich eine Zusammenarbeit zwischen dem Jovel und der Stadt Münster sehr gut vorstellen könne. Die Idee damals: ein Nachwuchsfestival. Stephan ist das allerdings nicht jung und innovativ genug. Er will das Jovelin ein Klassenzimmer verwandeln. Aus dieser Idee entwickelt sich das Rockschulprojekt. Unter dem Motto „Entmystifizierung des Starmusikerkults“ stellen sich zehn Schulbands das erste Mal auf die Bühne. Sie werden dabei live im unter der Music-Halle befindlichen Studio mitgeschnitten. Stephan gibt den Bands anschließend Tipps zu ihren Aufnahmen. Für manch einen bezeichnet dies den Beginn einer Karriere, zumindest aber eine Erfahrung, die sie so noch nicht gemacht haben und so schnell nicht wieder vergessen werden.

Auch in den folgenden Jahren verschreibt Stephan sich der musikalischen Nachwuchsförderung. Unter dem auch heute noch bekannten Namen „New Names“ wird jungen Bands die Möglichkeit geboten, sich vor dem Publikum des Jovels zu präsentieren. Selbst als die Serie sieben Jahre lang auf Eis liegt, schafft Stephan es, das Format wiederzubeleben; modifiziert und geprägt durch den technischen Fortschritt. Die Bands werden nun auch mit Bild aufgenommen, die Begrenzung auf Münster wird aufgehoben, die musikalische Toleranz erweitert. Mit Vision, dem Verein zur Förderung der Populären Kultur Münster e.V. entwickelt sich „New NamesforTolerance.“ Hierbei stellt sich immer wieder die Frage, wie man jungen Bands nachhaltig helfen kann. Seit nun bereits 25 Jahren können sich neue Talente aller Musikrichtungen im Jovel präsentieren - zur Zeit jeden 2. Donnerstag im Monat. Drei Livebands sind gesetzt, doch die Bühne steht grundsätzlich immer jedem offen. „Das ist einfach richtig geil,“ fasst Stephan das Konzept in Worte.

Für Stephan ist das Projekt „New Names“ ein Paradebeispiel dafür, wie sich eine Win-Win-Situation abzeichnet: „Man will jemandem helfen und einem wird geholfen, wem zu helfen.“ Ein Ehrenamt ist für Stephan etwas, was ihm die Freiheit gibt, sich nicht reinreden zu lassen. „Man ist frei, zu tun, was man will. Man kann nicht rezensiert werden, muss nicht auf andere achten und kann einfach mal selber machen,“ fasst Stephan zusammen. Es ist die Chance, etwas Dankbarkeit wiederzugeben

Liza Baudisch