Karlheinz Pötter

Mr. Optimismus, Mr. Querverbindungen


Als junger Mann hat er aus Neugier an den eigenen Vorfahren seine Familiengeschichte aufgearbeitet. Dabei stellte Karlheinz Pötter fest, dass ihm die Bereitschaft und Offenheit, die auch der Ursprung für sein ehrenamtliches Engagement sein muss, im Blut liegt. „Die Pötters waren in jeder Generation aktiv. Ich bin in einer kulturellen und engagierten Familie aufgewachsen, in der es selbstverständlich war mit anzupacken“, so der heute 74-Jährige. Der pensionierte Englisch- und Geschichtslehrer der Friedensschule baute zu Beginn seiner Karriere modellhafte Schulmediotheken auf. Mit seinem Umzug nach Mecklenbeck im Jahr 1972, führte er seine ehrenamtliche Laufbahn fort.

Dabei interessierte sich der Zugezogene, der heute wohl einer der bedeutendsten Bürger für die Entwicklung Mecklenbecks ist, für die Erforschung der unbekannten Ortsgeschichte. Sein erstes Buch „Von der Bauerschaft zum Stadtteil“, das im Jahr 1979 mit großem Erfolg verlegt wurde, spiegelt demnach die Ausgangslage für das Mecklenbecker Ortszentrum wider. Dabei stehen die beiden bedeutsamen Bauernhöfe „Haus Kump und Meckmann Hof“ im Mittelpunkt, die für Pötter den Anstoß für die Entstehung eines Zentrums gaben. Der Speicher von Haus Kump stellt das älteste bäuerliche Gebäude Münsters dar und Meckmann war Amtsvogt von 215 Bauernhöfen und somit gehörten viele Höfe zu seiner Obhut, erklärt Pötter. Da der Ortsteil Mecklenbeck ab dem 9. Jahrhundert eine Bauerschaft war und die Höfe sich entlang des Meckelbaches befanden, gab es anstatt eines Zentrums, das für eine lebhafte Gemeinschaft sorgte, nur eine Bachrandsiedlung. Die erste ehrenamtliche Tätigkeit für Pötter in Mecklenbeck war die Ausrichtung der Pfarrfamilienfeste ab 1975, bei dem der Münsteraner das Interesse der Bürger an einem Ortszentrum entdeckte. Erstmalig gemeinsam feierten die Mecklenbecker dann 1989 zum 1100-jährigen Jubiläum von Haus Kump, dessen Restaurierung Pötter veranlasste. Spätestens zu diesem Zeitpunkt stand fest, dass Mecklenbeck ein Zentrum braucht, das als Mittelpunkt für Einkauf und Gemeinschaft dient. Gleichzeitig entwickelte die Stadt Münster erste Pläne zum Bau eines Zentrums, das an der Weseler Straße entstehen sollte. Entgegen dieser Idee argumentierten Pötter und die Bürger des Ortsteils für ein „Zentrum in der Mitte“, wofür sich das Gelände um den Hof Hesselmann ideal eignete. Auf große Resonanz stieß der Stadtrat bei den Mecklenbeckern, der sich gegen das eigene Stadtplanungsamt entschied und die Entstehung eines Zentrums am Hof Hesselmann genehmigte. Für den Münsteraner war dies neben dem Erfolg seiner Bücher ein zweites Wunder. Somit bekam Mecklenbeck nach 1000 Jahren Existenz „ein Zentrum mit viel Grün in der Mitte“. Der Bürgerverein Mecklenbeck, den Pötter selbst gründete, für den er 25 Jahre Vorsitzender war und heute Ehrenvorsitzender ist, pachtete den Hof von der Stadt im Jahr 1992. Initiiert hingegen war das Projekt vom Mecklenbecker Geschichts- und Heimatkreis, für den er sich noch heute als Vorsitzender engagiert. Von 1994 bis 1998 wurde schließlich der Bauernhof mit vielen Gruppen überparteilich zum Bürgerzentrum umgebaut und eingeweiht. Heute dient das schöne alte Bauernhaus als Bürgerzentrum für Mecklenbeck. Ein Problem sieht Karlheinz Pötter allerdings in der Finanzierung. Obwohl fast alle Menschen dort ehrenamtlich aktiv sind und das Bürgerzentrum Zuschüsse der Stadt erhält, muss der Hof im Jahr 23.000 Euro selbst erwirtschaften. „Erst dann kann man mit der ehrenamtlichen Arbeit beginnen“, so Pötter. Besonders erfreut sich der engagierte Mecklenbecker an allen Gemeinschaftsfesten auf dem Hof. Ob Osterfeuer, Altweiberfastnacht, Schützenfeste, dem KAB Weihnachtsbasar oder der Errichtung des Maibaums, jedes Mal zeigt sich für ihn, was für eine Ortsgemeinschaft durch dieses Engagement entstanden ist. „Endlich hat sich dieser Ort selbst gefunden und sieht sich als positive Gemeinschaft“, berichtet er stolz. Denn Mecklenbeck hatte in der Nachkriegszeit lange mit Imageproblemen zu kämpfen, sodass viele Menschen sich scheuten, zuzuziehen. Heute blickt Pötter auf eine lange Geschichte zurück, die auch durch die Grundsätze ehrenamtlichen Engagements entstanden ist. Denn es gilt, sich für die Verbesserung von Gemeinschaftszielen einzusetzen, sachlich zu überzeugen, positiv zu denken und Zufälle zu nutzen. Dies sind neben dem Zusammenhalt Pötters wichtigsten Überzeugungen, um sich für große Gemeinschaftsprojekte einzusetzen. Pötter selbst hat sich nicht nur durch sein lebhaftes Engagement für Mecklenbeck eingesetzt, sondern neben zahlreichen Büchern auch einen Kunstband über den bekannten Maler Otto Modersohn veröffentlicht, in dem er die Gemälde des Künstlers in Münster von 1884-1889 nach Malstandorten identifizierte. Verbunden fühlt er sich mit dem Malerehepaar Otto und Paula Modersohn auch deshalb, weil er von den Aasee-Kugeln bis Haus Kump den „Modersohnweg“ mit entsprechende Erklärungstafeln errichtet und das letzte Frühwerk Modersohns „Sommerfreuden vor Haus Kump“ für die Stadt Münster erworben hat. Daher werden, ob im nationalen Rahmen mit der Auszeichnung des Bundesverdienstkreuzes oder im lokalen Rahmen mit den Spitznamen Mr. Optimismus oder Mr. Querverbindungen, Pötters’ Aktivitäten vielseitig gewürdigt.

Nele Balgo