„Lesen ist ein wichtiger Schlüssel für den Lebenslauf“
Glücklich, integriert und gefördert – so sollen die Kinder der Grundschule West Kinderhaus ihre Zeit dort in Erinnerung behalten. Wöchentlich bemühen sich dafür rund 36 ehrenamtliche Helfer – darunter Prof. Dr. Erich Hollenstein. Der ehemalige Professor für Pädagogik an der Hochschule Hannover brachte das Projekt von dort mit und rief es in Münster Kinderhaus ins Leben. Mit Handzetteln und persönlicher Ansprache wurden vor sechs Jahren die ersten Ehrenamtlichen motiviert. „Lesen ist ein wichtiger Schlüssel für den Lebenslauf.“ Folgt man den PISA-Studien, sei die Lesekompetenz vieler junger Menschen heutzutage eher mangelhaft.
Diese wichtige Kompetenz müsse aber von klein auf mitentwickelt werden. Hier soll das Projekt Lesepaten ansetzen, das sich der Unterstützung und Förderung jedes einzelnen Patenkindes widmet. Dabei werde nicht nur den Kindern geholfen, sondern auch das Schulklima der Grundschule im Allgemeinen bereichert. Seit nun mehr als fünf Jahren lesen die Patinnen und Paten mit den Kindern der Grundschule Kinderhaus West einmal in der Woche für eine Schulstunde. Die Kinder können sich ihren Text selbst aussuchen, den sie dann mit ihren Paten lesen und verstehen üben. Dieses Konzept stößt nicht nur bei den Eltern und der Schule auf Begeisterung, auch die Kinder freuen sich auf die Stunden mit ihren Paten und bleiben sogar freiwillig länger nach der Schule. „Freude ist, wenn sich die Kinder freuen“, so Hollenstein. „Freiwilliges Engagement ist Interesse am Gemeinwohl.“ Neben den eigentlichen Lesestunden werden aber auch andere Aktivitäten für die Kinder organisiert. Zusammen gehen sie zum Beispiel in den Zoo oder das Planetarium. Auch für die Paten selbst werden Weiterbildungen organisiert, zuletzt unter dem Titel ‚Gelesen heißt noch nicht verstanden‘. Doch nicht nur den Kindern kommt dieses Projekt zugute. Auch den Lesepaten bereitet das Projekt Freude. So können viele ihre berufl ichen Erfahrungen fortsetzten, an Kinder weitergeben und sich weiterbilden. „Das Projekt zeigt auch den engen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Generationen, zwischen jung und alt. Es ist schön und wichtig, Kindern zu helfen und sie zu fördern.“ Diese Einstellung teilen mittlerweile 35 Lesepaten. Als die Initiative noch in ihren Kinderschuhen steckte, waren es gerade sieben Personen. Neue Helfer – ob jung oder alt – werden immer gerne gesehen. Nur so würden Projekte wie dieses fortbestehen können. „Wir müssen hier etwas für Kinderhaus und die hier lebenden Kinder tun“, sagt Erich Hollenstein. Mit Freude beobachtet er einen Anstieg im Ehrenamt während der letzten Jahre in Münster aber auch in ganz Deutschland. „Es gibt bereits viele Leute, für die so etwas einfach selbstverständlich ist. Freiwilliges Engagement ist Interesse am Gemeinwohl.“
Julia Minner