Dr. Egbert Möcklinghoff

Wiederaufbau des eigenen Lebens


Dr. Egbert Möcklinghoff ist auf ganz besondere Weise mit der Geschichte seiner Heimat-stadt verbunden. In Münster ist er geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen, bis er mit siebzehn Jahren in den Zweiten Weltkrieg zieht. Nachdem der 21-Jährige aus seinem vierjährigen Soldatendienst, aus Russland und Frankreich, zurückgekehrt ist, möchte er ein Jurastudium an der Westfälischen Wilhelms-Universität aufnehmen. In seiner Karrierelauf-bahn wechselt er mehrfach den Arbeitsplatz und muss dafür auch das Münsterland verlas-sen. Allerdings kehrt er immer wieder in seine Heimatstadt zurück.

Neben seiner Anstellung im Sozialministerium in Düsseldorf, ist Dr. Egbert Möcklinghoff fünf Jahre als Beigeordneter bei der Stadt Münster tätig, wo seine Karriere in der Politik auch ihren Anfang nahm. Neben seinem Beruf hat er allerdings nie seine Leidenschaft für das Lesen, das Theater und die Oper aus den Augen verloren, die er schon zu Schulzeiten am Gymnasium Paulinum entdeck-te. Heute lebt Dr. Egbert Möcklinghoff wieder in Münsters Kreuzviertel, wo er schon in der Nachkriegszeit, als Student, im Haus der Zahnarztpraxis seines Vaters gelebt hat.  
„Als ich aus dem Krieg zurückkam, konnte man vom Bahnhof aus das zerstörte Schloss sehen. So kaputt war Münster.“ Die Geschichte von Dr. Egbert Möcklinghoffs Engagement beginnt zwischen Schuttbergen und zerstörten Straßen. Als er 1945 aus dem Krieg zurückkehrt, ist seine Heimatstadt nicht wieder zu erkennen. Der einzige Weg, die Situation zu verbessern, heißt: mit anpacken. Das begreift der damals 21-Jährige schnell, als er sich kurz nach seiner Heimkehr an der Universität einschreiben möchte. Um dort sein Studium aufnehmen zu kön-nen, muss er mit seinen Kommilitonen bei dem Wiederaufbau des Schlosses und der Mensa helfen. Schutt wegräumen, den Kran bedienen, und vor allem: Steine picken. Dr. Egbert Möcklinghoff sieht das pragmatisch: „Wir sind hingegangen, haben alte Klamotten angezo-gen und dann ging es los.“
Mehrere Monate arbeitet der junge Mann am Schloss, insgesamt erstreckt sich der Wieder-aufbau über drei Jahre. Während dieser Zeit mangelt es an vielem, das Essen ist knapp, viele Häuser nicht richtig bewohnbar. Trotzdem habe er an die Zeit des Wiederaufbaus auch schöne Erinnerungen, so Dr. Möcklinghoff. „Da waren riesige Trümmerhallen vor dem Schloss, auf denen wir als Studenten gesessen und Lieder gesungen haben, literarische Aus-einandersetzungen hatten. Wir haben viel Freude gehabt, trotz allem.“ Auch den Aufbau der restlichen Stadt habe er mitverfolgt, sei mit Freunden oft zu neu errichteten Gebäuden ge-fahren, um sich diese anzuschauen. Besonders prägt ihn dabei der Zusammenhalt der Be-wohner: „Der langsame Aufbau gab auch so viel Freude mit, dass man sagt – jetzt kommt die Stadt doch wieder hoch – und alle arbeiteten mit.“ Für Dr. Möcklinghoff, der seine ge-samte Kindheit und Schulzeit hier verbracht hat, war der Krieg, wie für alle, ein großer Ein-schnitt. Umso mehr empfindet er die Monate danach als Aufbruch, sowohl persönlich als auch für die Stadt. „Der Wille war Aufbau, Aufbau der Stadt, Aufbau des eigenen Lebens, des Berufs. Das war die Motivation, die uns damals begleitet hat.“
Auch nach der Restauration des Schlosses engagiert sich Dr. Egbert Möcklinghoff weiter eh-renamtlich, leitet als Präsident achtzehn Jahre lang das Deutsche Rote Kreuz Westfalen-Lippe. Was kann jemand mit so viel Lebenserfahrung den Bewohnern Münsters zum Ab-schluss mitgeben? „Ich kann alle Münsteraner auffordern alles Mögliche zu tun, um diese Stadt weiterzuentwickeln, dass die Menschen gut miteinander auskommen. Auch etwas für die anderen zu tun und nicht immer fragen ‚Was kriege ich?‘ Wichtig ist, dass es keinen Still-stand gibt, sondern sich immer etwas Neues entwickelt.“
Dass das Neue manchmal auch der Wiederaufbau von etwas Altem sein kann, das weiß kei-ner besser als er. Wenn Dr. Egbert Möcklinghoff heute am Schloss vorbeigeht, denkt er sehr oft an die Arbeitstage nach dem Krieg. Es ist ein ganz besonderes Gefühl.

Nele Balgo und Lena Amberge